Wie kann man ein Museum der Renaissance für ein jüngeres Publikum attraktiv machen? “Eine moderne Venus muss her.” dachte sich wohl der deutsche Direktor Eike Schmidt der Uffizien. Und niemand anderes könnte besser diese Rolle verkörpern als die Königin der Influencer: Chiara Ferragni. Mitte Juni machte der Idol vieler junger Mädchen ein Fotoshooting mit der Vogue in den Uffizien und wurde von dem Direktor höchst persönlich durch das ganze Museum geführt.
Chiara Ferragni ist weltweit mit ihren 20 Millionen Follower Spitzenreiterin im Influencer Business und für ihre jungen Follower eine Mode Ikone. Die Anzahl der jungen Besucher in den Uffizien stieg unmittelbar nach ihrem Besuch um +27%. Darüber hinaus ist die Galerie der Uffizien trendeng topic auf Twitter und Instagram geworden.
Die Galerie der Uffizien postete auf Instagram ein Bild, worauf man sehen kann, wie die Ferragni vor der Venus von Botticelli posierte. Während auf dem Instagram Profil der Influencerin ihre Follower vor allem Herzchen und positive Kommentare hinterließen, konnte man auf dem Profil der Uffizien einen regelrechten Shitstorm beobachten.
Die härtesten Kritiken kommen von Kunsthistorikern und Liebhaber der Kunst Geschichte. In den Kommentaren kann man heraus lesen, dass viele die Aktion als „plump“ und „Stilllos“ empfinden, für eine italienische Kunstinstitution, wie die der Galerie der Uffizien.
Außerdem wurde der Vergleich der auf dem Instagram Profil der Uffizien zwischen der Venus des Botticellis und Chiara Ferragni (Renaissance Schönheit und Moderne Schönheit) getätigt wurde, von vielen Kritikern als unpassend empfunden. Die Venus bräuchte keine Chiara Ferragni, um Besucher anzuziehen.
Jedoch sind auch Befürworter der Aktion zu finden. Wie zum Beispiel der Bürgermeister von Florenz Dario Nardella. „… Für uns wird sie immer Willkommen sein. In einer so schwierigen Situation begrüßen wir jede Person, die unsere Kultur unterstützt und die Schätze von Florenz mit dem Rest Welt teilt!“ twitterte der florentinische Bürgermeister.
Ich stimme dem Bürgermeister zu. Besonders betroffen von der jetzigen Krise sind die Kultur- und Tourismusbranche. Es müssen neue Strategien und Ideen her. Warum nicht unser Kulturerbe durch moderne Kanäle verbreiten und einem jungen Publikum näher bringen? Sicherlich ist Chiara Ferragni nicht vergleichbar mit der Venus, die Schönheitsideale haben sich im laufe der Zeit auch verändert. Aber für mich ist es dennoch eine interessante Begegnung zweier Schönheiten aus verschiedenen Epochen. Am Ende weisen sie doch ein paar Ähnlichkeiten auf, oder!?